Gründung der Katzenzunft


In der Zusammenkunft der Vereinsdelegierten im Dezember 1957 waren folgende Personen anwesend:

Otto Ginter, Alfons Herzog, Herbert Storz, Stefan Fehrenbacher, Wendelin Roming, Max Broghammer. Diese Besprechung wurde auch von anderen mit Interesse verfolgt. So saßen am Nebentisch Arthur Flaig und Edmund Laufer und auch der Vorstand des Musikvereins August Mey kam immer wieder an den Tisch und erkundigte sich nach den Entwicklungen.

Arthur Flaig verkündete im Laufe das Abends, dass sein Vater, Bruno Flaig ("Grünerbaumwirt") diese Sache auch unterstützen würde. Doch alles Interesse und Unterstützungszusagen halfen nichts, denn am Ende des Abends war noch nichts Greifbares herausgekommen.

Max Broghammer machte daraufhin den Vorschlag, dass zunächst gewisse Vorarbeiten gemacht werden müssten, wie die Schaffung von Maske und Kleid für einen Katzenrolle. 

Max Broghammer, Arthur Flaig und Otto Ginter arbeiteten danach fleißig an Modellen und Entwürfen für die zukünftige Narrenfigur des Katzenrolles. Doch dauerte es bis März 1958, bis zur Gründungsversammlung das erste Modell eines Katzenrolles vorlag. Weitere Informationen dazu hier: Entstehung des Katzenhäs

Die Gründungsversammlung
Am 27. März 1958 kam es dann zur Gründungsversammlung der Katzenzunft, zu der 21 Interessenten kamen. Otto Ginter leitete die Versammlung. 
Doch schon zu Beginn gab es eine große Hürde zu nehmen, als es darum ging, einen Narrenrat zu wählen. Die Mehrzahl der Anwesenden wollten einen Elferrat, wie ihn damals fast alle Zünfte in der näheren und weiteren Umgebung hatten. Max Broghammer setzte sich aber vehement für einen Narrenrat ein, der keine feste Mitgliederzahl haben sollte, da nach seinen Recherchen ein Elferrat eine Erfindung des rheinischen Karnevals war und in der schwäbisch-alemannischen Fasnet alle alten Zünfte einen Narrenrat hätten.
Die anderen Sitzungsteilnehmer waren jedoch damit nicht ganz einverstanden und so einigte man sich schließlich auf einen „Siebenerrat“, der dann nach einigen Jahren zum Katzenrat wurde. Auch heute noch hat dieser keine feste Mitgliederzahl.

Die ersten Wahlen ergaben dann folgendes Ergebnis: 
Franz Flaig wurde zum ersten Zunftmeister gewählt. Weitere Mitglieder waren: 2. Max Broghammer, 3. Josef Stollbert, 4. Josef Steiner, 5. Otto Ginter, 6. Otto Haberer, 7. Stefan Fehrenbacher, so wie ein Beisitzer – Karl Maier (so die Reihenfolge im Protokollbuch).
Josef Stollbert, der bereits zuvor zum Kritzelmeister gewählt worden war, wurde beauftragt, eine Satzung auszuarbeiten. Nach vielen Beratungen und Diskussionen wurde diese dann verabschiedet.

Besonders erwähnenswert ist, dass in der Hardter Zunft bereits 1976 erstmals auch drei Frauen in den Katzenrat gewählt wurden. Im Vergleich zu anderen Traditionszünften, die sich heute noch schwer tun, Frauen in ihr Gremium aufzunehmen, haben hier die Hardter Katzen in Bezug auf die Emanzipation der Frauen Pionierarbeit geleistet. Über die wahren Gründe hierfür darf spekuliert werden.

Der Katzenrat
Selbstverständlich galt es dann auch, die Katzenräte stilgerecht einzukleiden.
Die Kleidung der Räte bestand zunächst aus einem schwarzen Anzug, weißen Hemden und einer schwarzen Pelzkappe mit Katzenschwanz. Der
Zunftmeister bekam einen roten Umhang und ein Zepter, der Zeremonienmeister einen grünen Umhang. In späteren Jahren wurde diese
Kleidung noch durch Weste und Ratskette erweitert. Da es für die Katzenräte in ihren kurzen Kitteln bei einem Umzug schnell sehr kalt wurde, wurden zusätzlich noch Mäntel angefertigt.
Diese Ausstattung des Katzenrates ist bis heute mit nur geringen Änderungen geblieben.

Ein schwerer Start

Leider stand der größte Teil der Hardter Bevölkerung anfänglich der neuen Zunft und der Fasnet allgemein ablehnend gegenüber. 

Max Broghammer berichtet von seinen Erfahrungen aus dieser Zeit:

"In dieser Zeit sagte mir einmal ein Hardter ins Gesicht hinein, er glaube nicht, dass sich diese Zunft durchsetzen und behaupten könne, denn dazu brauche man Geld, oder aber Leute mit Geld. 

Man sah uns als Habenichtse an, und Habenichtse stehen bekanntlich nie in hohem Ansehen."

Und weiter:

"Oft war es im Anfang doch so, daß manche gerne mitgemacht hätten, aber sie wagten es
nicht, sich uns anzuschließen, weil sie wußten, daß die Dorfoberen gegen uns eingestellt waren. Daher waren es Anfangs auch viele nach Hardt zugezogene, welche sich uns anschlossen, weil diese auf Verwandschaften und Dorfbewohner und Oberen weniger Rücksicht zu nehmen brauchten."


Was der Katzenzunft aber große Sympathien in Hardt, aber auch in näherer und weiterer Umgebung einbrachte, das waren ihre Katzen. Mit diesen Katzen, ob schwarzer Rolle, ob weiße Kätzin, oder aber mit kleinen, jungen Kätzchen, war der Zunft ein sehr guter Wurf gelungen. Die Katzen verstanden es sich durch ihr Auftreten Freunde zu schaffen. Da waren es anmutigen weißen Kätzinnen oder besondere schwarze Rolle, welche die Zuschauer begeisterten. Besonders sei hier Otto Ginter zu nennen, der einen Stil entwickelte, welcher alle begeistern musste. Seine lustigen Sprünge, aber auch sein langsames Anschleichen war nicht zu überbieten. Zudem haben die Katzen die schöne Möglichkeit, wenn sie einmal jemand erschreckt haben, diesen mit einem begehrten Miesle wieder zu versöhnen.
Dadurch konnte der Katzenzunft im Verlauf der Jahre ein Einbruch in die Anfangs ziemlich große Gegnerschaft in der Hardter Bevölkerung erzielen.