Ursprung der Fasnet auf dem Hardt


Vor 1950
Wie im gesamten schwäbisch-alemannischen Raum hat die Fasnet und das Narrentreiben auch auf dem Hardt eine lange Tradition, wenn sie auch nicht in der selben Weise gefeiert wurde, wie dies heute der Fall ist. In den ältesten Lagerbüchern (Hornberg 1491 und 1517) und im Urbar des Rochus Merz von 1547, in denen die Abgaben der Hardter Urhöfe an den Grundherrn verzeichnet sind, wird bereits die Fasnetshenne genannt, die an Fasnacht, einem der Abgabetermine, an die Herrschaft abzuliefern war. So brachten die Hardter Bauern jeweils am Fasnetsdienstag ein bis drei ältere Hennen nach Schramberg, bei welcher Gelegenheit, wie spätere Amtsprotokolle beweisen, in den Gastwirtschaften mit den Bauern der Umgebung ausgiebig gefeiert wurde. So ist Hardt dann auch im Jahre 1700 bei einem Gerichtsurteil in Zusammenhang mit der Fasnet erwähnt.

Wie berichtet wird, war die Hardtwirtschaft in früheren Jahrhunderten Treffpunkt der Fasnetsnarren aus der nahen und weiteren Umgebung. In den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg intensivierte sich das Fasnetstreiben immer mehr und die Fasnet wurde mit Tanzveranstaltungen, fasnächtlichen Beiträgen und gelegentlichen Umzügen gefeiert. Auch ist überliefert, dass es bereits schon vor dem ersten Weltkrieg in Hardt eine kostümierte Fasnet und Fasnetsnarren gab.

Max Broghammer berichtete in seine Aufzeichnungen von verschiedenen Begebenheiten:
„Eine alte Hardter Frau erzählte mir folgendermaßen: Es war der 23 Februar (Fasnetmontag) 1911, als am Tag der Geburt einer ihrer Töchter zwei maskierte Narren an ihrem Haus Nr. 23 an der Schrambergerstraße vorbeigingen.“



Desweiteren wurde folgender Vorfall berichtet:
„Als am späten Abend des Fasnetsonntag 1898 die alte Hardtschmiede abbrannte, war der älteste Sohn Gregor Gaus und seine Schwester Maria im Dorf unten, bei einer Theaterveranstaltung.“


Ein großer Umzug, an dem sich mehrere Vereine beteiligten, fand am Fasnetssonntag im Jahre 1925 statt. Dieser Umzug nahm seinen Anfang in der Dorfmitte und ging über die Königsfelderstraße zu der damals noch nicht lange eröffneten Wirtschaft zur "Tanne", wo anschließend reges Narrentreiben stattfand. Der Initiator dieses Umzugs war Eugen Kotz, der zu dieser Zeit Vorstand des Hardter Radfahrervereins war. Dieser Umzug blieb aber für lange Zeit die Ausnahme.


Von der Vereinsfasnet hin zur Katzenzunft
Nach dem 2. Weltkrieg begannen die einzelnen Vereine wieder innerhalb ihres Vereins Fasnet zu machen. 1949 wurde dann erstmals wieder ein närrischer Umzug organisiert und es fand ein gemeinsamer Fasnetsball aller Vereine statt. Es gab sogar schon eine kleine Narrenzeitung mit dem Titel "Närrische Nachrichten aus Hardt".
In den Folgejahren wurden immer wieder Umzüge organisiert. Die Hauptinitiatoren waren Otto Ginter und auch wieder Eugen Kotz.

Der erste Kritzelmeister der Katzenzunft Hardt Josef Stolbert, schreibt in seinem Vorwort zum ersten Protokoll der Katzenzunft folgendes:
„Oft und oft wurde in Hardt der Versuch gemacht, auch in Hardt eine dem Narrentum huldigende Gemeinschaft zu bilden. Zwar wurde es im Verlauf der letzten Jahre und Jahrzente immer wieder unternommen irgendeine Veranstaltung auf Vereinsbasis zu inszenieren (...).
Doch wann und wie sich in früherer Zeit in Hardt ein Fasnetstreiben entwickelte, weiß man nicht.
Eine organisierte Fasnet wie heute, hat es früher sowieso nicht gegeben, und daher waren es sicher nur Einzelpersonen, oder kleine Gruppen, welche da und dort maskiert auftraten.“


In den Jahren 1952 und 1953 musste der Umzug allerdings ausfallen, da die Hardter Musik beim Umzug in Schramberg engagiert war. 1954 gab es dann wieder einen Umzug mit Beteiligung der Musikkapelle und anschließendem Brezelsegen. Allerdings mussten die Hardter Narren mit dem Beginn warten, bis die Hardter Musikkapelle aus Schramberg zurück war. Wie man sieht, war schon damals ein Umzug ohne Musikkapelle kaum denkbar.

Mitte Dezember 1957, als die Hardter Vereinsvertreter sich zur jährlichen Sitzung im Gasthaus "zur Rose" zusammenfanden, wurde auch das Thema Fasnet wieder aufgegriffen. Man kam jedoch auf keinen gemeinsamen Nenner, um so mehr als die bisherigen Hauptorganisatoren Otto Ginter und Eugen Kotz erklärten, dass sie auf Grund vergangener negativer Erfahrungen nicht mehr bereit seien, eine Fasnet zu organisieren.
Max Broghammer, der zu dieser Zeit Vorstand des Mandolinenorchesters war, machte dann den Vorschlag, eine spezielle Gruppierung oder Zunft zu gründen. Nach seiner Ansicht könne eine von den Vereinen organisierte Fasnet nie etwas Dauerhaftes werden, da das Interesse der einzelnen Vereine, eine Fasnet auf die Beine zu stellen, von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich sei.

Fasnetsfigur Katzenrolle
Daraufhin fand dann im Dezember 1957 eine Zusammenkunft verschiedener Vereinsdelegierter im Café "Pfaff" statt, wo nun diskutiert wurde, ob eine solche Vereinigung oder Zunft gegründet werden soll und wie diese aussehen könnte. Für Max Broghammer kam eine Hexenzunft, wie dies auch diskutiert wurde, auf keinen Fall in Frage. Für ihn war klar, dass die Hardter Fasnetsfigur ein Katzenrolle sein muss, da die Hardter allgemein als Katzenrolle bezeichnet wurden und auch noch werden. So entschied man sich letzten Endes glücklicherweise für die Katzenrolle.

Doch warum wurden die Hardter als Katzenrolle bezeichnet?
Die Entstehung des Neck- oder Spottnamens "Katzenrolle" kann bis heute nicht abschließend ganz geklärt werden. Drei Dinge könnten mit dem Hardter "Katzenrolle" zusammenhängen:

1. Bereits in der Dorfchronik aus dem Jahre 1890 ist zu entnehmen, die der damalige Adlerwirt Josef Flaig schrieb, dass die Hardter als streitlustiges Volk bekannt waren und dass selten ein Oberndorfer Gerichtstag vergangen sei, ohne dass nicht wenigstens ein Hardter wegen Streits und Händels vor dem Kadi gestanden hätte. Deshalb seien die Hardter mit kratzenden Katzen verglichen worden.

2. Gibt es in Hardt ein Gebiet, das den Namen Katzenmoos trägt. Weiter gab es in Hardt im letzten Jahrhundert noch ein „Katzenhäusle“ das in der Teilen am Katzenmoos stand und aus dem später das Landelhaus wurde.

3. Weiter gab es aber in dieser Zeit auch Leute in Hardt, die einen Katzennamen trugen, zum Beispiel „Katzenbäbel“ = Balbina Dreher 1832 – 1925 und den „Katzenbofelese“ Josef Dreher 1840 – 1927. Haben diese Leute oder ihre Vorfahren einmal im Katzenhäusle gewohnt? Wenn ja, könnte der Hardter Katzenrolle dort seinen Ursprung haben? Jedoch ist das bloß eine Vermutung.