Entstehung des Katzenhäs

Auf den Vorschlag von Max Broghammer hin, vor der Gründung einer Zunft zunächst einmal Modelle und Entwürfe über Maske und Kleid eines Katzenrolles zu schaffen, wurde intensiv daran gearbeitet.

Maske

Otto Ginter besorgte zwei Modelle einer Katzenmaske von Bildschnitzer Langenbacher, die aber nicht den Vorstellungen entsprachen.

Max Broghammer bat daraufhin einen Arbeitskollegen, den Bildhauer Walter Kunz aus Schramberg, eine Katzenmaske herzustellen. Dieser war dazu bereit und schuf nun ein Gipsmodell zu einer Maske in natürlicher Größe, welches zur vollsten Zufriedenheit ausfiel. So war der erste und wichtigste Schritt getan.

Anfang März 1958 fuhren Max Broghammer, Arthur Flaig und Otto Ginter mit diesem Gipsmodell im Rucksack zu Bildhauer Josef Tränkle nach Elzach. Als die drei sich dort als Hardter vorstellten, kam sofort die prompte Frage: „Und ihr wollt, dass ich für euch einen Katzenrolle mache?“
Tränkle hatte ein paar Jahre in Lauterbach gelebt und kannte daher den Necknamen der Hardter. Tränkle war von dem Gipsmodell sehr angetan und versprach in ein paar Wochen eine geschnitzte Holzmaske zu liefern.

Am 20.04.1958 brachte dann Bildhauer Tränkle die erste fertige in Lindenholz geschnitzte Katzenmaske in den "Grünen Baum", wobei auch Walter Kunz, der Schöpfer des Gipsmodells, anwesend war. Diese Maske fand bei den Anwesenden großen Anklang. Alfred Hafner wünschte sich die Maske allerdings etwas dämonischer. Tränkle versprach die Maske in diesem Sinne noch zu verändern. Da diese Maske schwarz war, bat Max Broghammer den Maskenschnitzer noch eine hellere Maske für eine Kätzin herzustellen und noch ebenfalls eine kleinere Kindermaske, damit eine ganze Katzenfamilie beisammen war. Tränkle war sofort dazu bereit.

Die erste Katzenmaske kostete damals 50DM. Diese bekam der Heimatforscher und späterer Ehrenbürger von Hardt, Alfons Brauchle.

Kleid

Nachdem nun die Maske geschaffen war, musste auch ein passendes Katzenkleid dazu geschneidert werden. 

Otto Ginter hatte hierzu die meisten und auch brauchbarsten Vorschläge eingebracht. Außer Ginter machten noch Hermann Hettich, Bildhauer Tränkle und Maler Binnemann Entwürfe für ein Katzenkleid mit entsprechender Bemalung. 

Tränkle, Ginter und Hettich hatten in ihrem Entwurf helle Stofffarben vorgesehen, ähnlich den in der alemannischen Fasnet bekannten Hanselkleidle. Binnemann, von Alfred Hafner beeinflusst, schlug einen schwarzen Stoff mit heller Bemalung vor, der zu der schwarzen Maske noch besser passen würde. Für die Bemalung des Kleidles machte dann Maler Lässing aus Schramberg noch einen Entwurf, ebenfalls auf schwarzem Grund. Für das Kleidle der Kätzin wurde ein weißer Stoff verwendet.

Die Bemalung des schwarzen und des weißen Kleidles sind unterschiedlich. So finden sich auf dem weißen Kleid Symbole für die Kätzin, als Mutter der Katzenschar, wie das Katzennest und die Blumen zu Füßen der Katzen, als Zeichen der Fruchtbarkeit. 

Dagegen finden sich beim Rolle Symbole, die auf die Mäusejagd und Rangkämpfe hinweisen, wie etwa das Mäusenest, die sich entgegengestellten Katzen auf der Hose und der karge Boden zu Füßen der Katzen.

An den Ärmeln befinden sich Mäuse auf Nahrungssuche. Dies wird durch die Ähren symbolisiert. Den Rücken ziert das Hardter Wappen und da die Katzen gerne nachts aktiv sind, ist an der Sitzfläche ein großer blauer Vollmond angebracht.

Das erste Katzenkleid wurde dann von Schneidermeister Johann Georg Kopp gefertigt und von Maler Lässing bemalt. Maler Lässing war es dann auch, der für ca. 15 Jahre alle Kleidle der Zunft bemalt hat.

Selbstverständlich mussten die Katzen auch ein Geschell erhalten. Nach längerer Überlegung und vielen Diskussionen einigte man sich schließlich auf große Kupferglocken für den Rolle und auf kleinere Bronzeglocken für die Kätzin.

Für die Katzen war nun Maske, Kleid, Gschell geschaffen. Dazu bekam jede Katze noch einen roten Maschen, einen etwa 50 Zentimeter langen Pelzschwanz in die rechte Hand, welcher benutzt werden sollte, um die Leute damit zu streicheln. Und in die linke Hand kam noch eine Strohgeflecht-Tasche, in welche die Miesle zum Auswerfen kamen.

Das Katzenhäs war geschaffen. Das erste komplette Häs kostete 200 DM.

 

Miesle

Eine besonders originelle Idee hatten die Gründerväter, indem sie nicht, wie bei den Weißnarren üblich, Brezeln von der Stange unter das närrische Volk werfen wollten. Als Mäusejäger mussten es selbstverständlich Miesle (Mäuslein) sein. 

Der Vorschlag, Miesle auszuwerfen fand daher viel Anklang, jedoch das Wie ?, brachte erhebliche Schwierigkeiten. Als im Katzenrat keine passende Lösung gefunden werden konnte, wurde mit Bäckermeister Menrad über die geplanten Miesle gesprochen. Die Sache wollte trotz verschiedener Versuche nicht so recht vorwärts kommen und wäre beinahe noch gescheitert. 

Denn die Herstellung der Miesle gestaltete sich anfangs schwierig. Bäckermeister Menrad sagte, dass es gar nicht so leicht wäre, das Richtige zu finden. Das Material (der Teig) wäre kein Problem, aber die Form der Miesle mache Schwierigkeiten, vor allem weil angesetzte Ohren, sowie ein Schwanz zu leicht abbrechen würden.  Die angesetzte Ohren müssten wegfallen und der Schwanz sollte nur ganz kurz sein. Für die Ohren müsse ein kleiner Schnitt genügen um diese anzudeuten. Für die Augen wurden anfangs noch Rosinen eingesetzt, aber weil sie zu leicht wegbrachen, bald auch noch weggelassen. So vereinfacht wurden dann die ersten Miesle angefertigt und so sind sie bis heute auch geblieben.

Die Herstellung der Hardter Miesle erfolgt noch heute im Handwerksbetrieb und nach Originalrezept von der Bäckerei Menrad, nun mit Inhaber Matthias Burget. 

Bei der Entstehung ahnte niemand, dass sich die Miesle so durchsetzen würden und über die ganze Fasnet und weit über die Ortsgrenze von Hardt sehr begehrt werden. Heutzutage werden bis zu 6.000 Miesle alleine für die Katzenzunft als Auswurfmaterial für eine Fasnet hergestellt.


Oberrolle

1975 wurde dann noch die Einzelmaske des Oberrolles geschaffen. Der Oberrolle ist der Anführer der Katzen. Er hat auch viele organisatorische Aufgaben und führt die Katzen beim Umzug an. Er gibt den Einsatz für die Tanzfiguren beim Katzenmarsch und gibt beim Katzentanz mit dem Schellenbaum den Takt an.

Auftreten der Katzen

Nachdem nun das Katzenhäs geschaffen und die neue Zunft gegründet wurde, stellte sich die zentrale Frage, wie sich die Katzen in der Öffentlichkeit bewegen sollten und vor allem, wie könnten sie in ein gewisses, aber noch zu erschaffendes, Brauchtum eingesetzt werden? 

Eine Katze als Tier, auch wenn sie vermenschlicht wird, müsse eine ganz andere Aufgabe als z.B. ein Hansel oder Hexe bekommen. Denn gerade für die etwas dämonisch wirkenden schwarzen Rolle, musste eine eigene, den Katzen gemäße Form, gefunden werden. 

Wie diese Form gefunden wurde und wie die verschiedenen Zeremonien der Katzenzunft entstanden, könnt ihr unter den einzelnen Rubriken nachlesen:

Der Hardter Katzenmarsch und Katzentanz

Das Abstauben

Der Rolletag