Fasnet auf dem Hardt
Wie im gesamten schwäbisch-alemannischen Raum hat die Fasnet und das Narrentreiben auch auf dem Hardt eine lange Tradition, wenn sie auch nicht in der selben Weise gefeiert wurde, wie dies heute der Fall ist. In den ältesten Lagerbüchern (Hornberg 1491 und 1517) und im Urbar des Rochus Merz von 1547, in denen die Abgaben der Hardter Urhöfe an den Grundherrn verzeichnet sind, wird bereits die Fasnetshenne genannt, die an Fasnacht, einem der Abgabetermine, an die Herrschaft abzuliefern waren. So brachten die Hardter Bauern jeweils am Fasnetsdienstag ein bis drei ältere Hennen nach Schramberg, bei welcher Gelegenheit, wie spätere Amtsprotokolle beweisen, in den Gastwirtschaften mit den Bauern der Umgebung ausgiebig gefeiert wurde. So ist Hardt dann auch im Jahre 1700 bei einem Gerichtsurteil in Zusammenhang mit der Fasnet erwähnt.
Wie berichtet wird, war die Hardtwirtschaft in früheren Jahrhunderten Treffpunkt der Fasnetsnarren aus der nahen und weiteren Umgebung. In den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg intensivierte sich das Fasnetstreiben immer mehr und die Fasnet wurde mit Tanzveranstaltungen, fasnächtlichen Beiträgen und gelegentlichen Umzügen gefeiert. Auch ist überliefert, dass es bereits schon vor dem ersten Weltkrieg in Hardt eine kostümierte Fasnet gab.
Ein großer Umzug, an dem sich mehrere Vereine beteiligten, fand am Fasnetssonntag im Jahre 1925 statt. Dieser Umzug nahm seinen Anfang in der Dorfmitte und ging über die Königsfelderstraße zu der damals noch nicht lange eröffneten Wirtschaft zur "Tanne", wo anschließend reges Narrentreiben stattfand. Der Initiator dieses Umzugs war Eugen Kotz, der zu dieser Zeit Vorstand des Hardter Radfahrervereins war. Dieser Umzug blieb aber für lange Zeit die Ausnahme.
Nach dem 2. Weltkrieg begannen die einzelnen Vereine wieder innerhalb ihres Vereins Fasnet zu machen. 1949 wurde dann erstmals wieder ein närrischer Umzug organisiert und es fand ein gemeinsamer Fasnetsball aller Vereine statt. Es gab sogar schon eine kleine Narrenzeitung mit dem Titel "Närrische Nachrichten aus Hardt".
In den Folgejahren wurden immer wieder Umzüge organisiert. Die Hauptinitiatoren waren Otto Ginter und auch wieder Eugen Kotz.
Von der Vereinsfasnet hin zur Katzenzunft
Mitte Dezember 1957, als die Hardter Vereinsvertreter sich zur jährlichen Sitzung im Gasthaus "zur Rose" zusammenfanden, wurde auch das Thema Fasnet wieder aufgegriffen. Man kam jedoch auf keinen gemeinsamen Nenner, um so mehr als die bisherigen Hauptorganisatoren Otto Ginter und Eugen Kotz erklärten, dass sie auf Grund vergangener negativer Erfahrungen nicht mehr bereit seien, eine Fasnet zu organisieren.
Max Broghammer, der zu dieser Zeit Vorstand des Mandolinenorchesters war, machte dann den Vorschlag, eine spezielle Gruppierung oder Zunft zu gründen, da seiner Ansicht nach eine von den Vereinen organisierte Fasnet nie etwas Dauerhaftes werden könne, da das Interesse der einzelnen Vereine, eine Fasnet auf die Beine zu stellen, von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich sei.
Daraufhin fand dann im Dezember 1957 eine Zusammenkunft verschiedener Vereinsdelegierter im Café "Pfaff" statt, wo nun diskutiert wurde, ob eine solche Vereinigung oder Zunft gegründet werden soll und wie diese aussehen könnte. Für Max Broghammer kam eine Hexenzunft, wie dies auch diskutiert wurde, auf keinen Fall in Frage. Für ihn war klar, dass die Hardter Fasnetsfigur ein Katzenrolle sein muss, da die Hardter allgemein als Katzenrolle bezeichnet wurden und auch noch werden.
Die Entstehung des Necknamens "Katzenrolle" ist der Dorfchronik aus dem Jahre 1890 zu entnehmen, in der der damalige Adlerwirt Josef Flaig schreibt, dass die Hardter als streitlustiges Volk bekannt waren und dass selten ein Oberndorfer Gerichtstag vergangen sei, ohne dass nicht wenigstens ein Hardter wegen Streits und Händels vor dem Kadi gestanden hätte. Deshalb seien die Hardter mit kratzenden Katzen verglichen worden.
Auf der Basis eines Gipsmodells des Schramberger Bildhauers Walter Kunz versprach der Bildhauer Josef Tränkle aus Elzach, eine geschnitzte Holzmaske in ein paar Wochen zu liefern.
Gründung der Katzenzunft
Am 27. März 1958 kam es dann zur Gründungsversammlung der Katzenzunft, zu der 21 Interessenten kamen. Otto Ginter leitete die Versammlung. Zunächst gab es dann noch eine große Hürde zu nehmen, als es darum ging, einen Narrenrat zu wählen. Die Mehrzahl der Anwesenden wollten einen Elferrat, wie ihn damals fast alle Zünfte in der näheren und weiteren Umgebung hatten. Max Broghammer setzte sich aber vehement für einen Narrenrat ein, der keine feste Mitgliederzahl haben sollte, da nach seinen Recherchen ein Elferrat eine Erfindung des rheinischen Karnevals war und in der schwäbisch-alemannischen Fasnet alle alten Zünfte einen Narrenrat hätten.
Die anderen Sitzungsteilnehmer waren jedoch damit nicht ganz einverstanden und so einigte man sich schließlich auf einen „Siebenerrat“, der dann nach einigen Jahren zum Katzenrat wurde. Auch heute noch hat dieser keine feste Mitgliederzahl.
Besonders erwähnenswert ist, dass in der Hardter Zunft bereits 1976 erstmals auch drei Frauen in den Katzenrat gewählt wurden. Im Vergleich zu anderen Traditionszünften, die sich heute noch schwer tun, Frauen in ihr Gremium aufzunehmen, haben hier die Hardter Katzen in Bezug auf die Emanzipation der Frauen Pionierarbeit geleistet. Über die wahren Gründe hierfür darf spekuliert werden.
Die ersten Wahlen ergaben dann folgendes Ergebnis: Franz Flaig wurde zum ersten Zunftmeister gewählt. Weitere Mitglieder waren: 2. Max Broghammer, 3. Josef Stollbert, 4. Josef Steiner, 5. Otto Ginter, 6. Otto Haberer, 7. Stefan Fehrenbacher, so wie ein Beisitzer – Karl Maier (so die Reihenfolge im Protokollbuch).
Josef Stollbert, der bereits zuvor zum Kritzelmeister gewählt worden war, wurde beauftragt, eine Satzung auszuarbeiten. Nach vielen Beratungen und Diskussionen wurde diese dann verabschiedet.
Entstehung des Katzenkleids
Am 20.04.1958 brachte dann Bildhauer Tränkle die erste fertige in Lindenholz geschnitzte Katzenmaske in den "Grünen Baum", wobei auch Walter Kunz, der Schöpfer des Gipsmodells, anwesend war. Diese Maske fand bei den Anwesenden großen Anklang. Alfred Hafner wünschte sich die Maske allerdings etwas dämonischer. Tränkle versprach die Maske in diesem Sinne noch zu verändern. Da diese Maske schwarz war, bat Max Broghammer den Maskenschnitzer noch eine hellere Maske für eine Kätzin herzustellen und noch ebenfalls eine kleinere Kindermaske, damit eine ganze Katzenfamilie beisammen war.
Nachdem nun die Maske geschaffen war, musste auch ein passendes Katzenkleid dazu geschneidert werden. Otto Ginter hatte hierzu die meisten und auch brauchbarsten Vorschläge eingebracht. Außer Ginter machten noch Hermann Hettich, Bildhauer Tränkle und Maler Binnemann Entwürfe für ein Katzenkleid mit entsprechender Bemalung. Tränkle, Ginter und Hettich hatten in ihrem Entwurf helle Stofffarben vorgesehen, ähnlich den in der alemannischen Fasnet bekannten Hanselkleidle. Binnemann, von Alfred Hafner beeinflusst schlug einen schwarzen Stoff mit heller Bemalung vor, der zu der schwarzen Maske noch besser passen würde. Für die Bemalung des Kleidles machte dann Maler Lässing aus Schramberg noch einen Entwurf, ebenfalls auf schwarzem Grund.
Das erste Katzenkleid wurde dann von Schneidermeister Johann Georg Kopp gefertigt und von Maler Lässing bemalt. Maler Lässing war es dann auch, der für ca. 15 Jahre alle Kleidle der Zunft bemalt hat.
Das vollständige Katzenkleid mit Maske, Geschell, Maschen, Katzenwadel und Tasche ist bei der Vorstellung der Katzen beschrieben.
Hardter KatzenmarschSelbstverständlich sollte die neue Zunft auch einen Narrenmarsch erhalten. Schon 1956 hatte Otto Haas, der damalige Dirigent des Hardter Musikvereins, einen Narrenmarsch komponiert. Dieser wurde dann jedoch durch einen neuen ersetzt, für den Josef Stollbert und Max Broghammer den Text schrieben und Musikdirigent Josef Storz die Musik dazu komponierte.
Jetzt isch wieder d' Fasnet do, d' Fasnet do, d' Fasnet do,
De Rolle goht de Kätze no, de Kätze no, de Kätze no.
Des isch scho sit langem so, langem so, langem so.
De Rolle goht de Kätze no, des isch scho lang a so.
Hoorig, hoorig, hoorig isch die Katz,
und wenn die Katz nit hoorig isch,
no fängt se keine Mäusle nit.
Hoorig, hoorig, hoorig isch die Katz
Hornung, Fasnet, Narredei,
o wie lustig, o wie fei,
Katzenrolle jung und alt
maublet, schreiet dass es schallt.
Miau, miau, miau, miau, miau, miau,
miau, miau, miau,
miau, miau, miau, miau, miau, miau,
miau, miau, miau, miau