Der Rolltag


Der Rolletag ist ein zur Tradition gewordener Brauchtum der Katzenzunft Hardt und ist zweifellos der Höhepunkt der Hardter Fasnet.

Von den Ideen zur Umsetzung
Max Broghammer war es, der im wesentlichen die Ideen dazu beisteuerte. In seiner Zunftchronik erzählt er, wie er auf die Idee des Höhenfeuers und des Rolletages am 31. Januar, dem Vorabend des Katzenmonats Hornung, kam:

"In Schramberg wurden wir Hardter am 1. Februar schon immer gehänselt und gefragt, ob wir auch wieder am Abend vor dem Beginn des Katzenmonats unseren großen Rolle herausgelassen hätten. Als mich in den fünfziger Jahren unser damaliger Lehrling darauf ansprach, berichtete ich ihm als Scherz von einem großen Fackelumzug durchs Hardt zu dem wir unseren großen Rolle herauslassen. Der Lehrling war sehr begeistert von meinen Erzählungen und umso enttäuschter als es sich als Scherz entpuppte. Als dann der Katzenrolle geschaffen wurde bot sich dieser Scherz gerade zu an, umgesetzt zu werden."

Auch die Idee mit einem Höhenfeuer den Katzenmonat "Hornung" herbeizurufen, entstand von Max Broghammer. Dieser berichtet:
"Auch das Höhenfeuer hat seinen Ursprung in der Junghansschreinerei. Als ein Vorarbeiter 1958 wieder einmal einen Lack-Spritzkasten ausbrennen musste, tat er dies bei Nacht. Das Ausbrennen des großen Blechkastens sah sehr gesprenstisch aus und das brachte mich sofort auf den Gedanken mit dem Höhenfeuer."

Für die Zeremonien an diesem Feuer verfasste Max Broghammer als erstes den "Ruf an den Hornung" und den "Ruf an die Katzen", die er beide erstmals am 14.09.1958 im "Grünen Baum" vorlas.

1959 war dann der erste Auftritt der Katzenzunft Hardt, das Höhenfeuer am 31. Januar, dem Vorabend des Hornung. Die Bezeichnung Rolletag kam erst später auf. Das Höhenfeuer war auf dem damaligen Sportplatz, wo die heutige Hardter Schule steht. Zunftmeister Josef Steiner nahm zum ersten Mal das Anzünden des Holz- und Reisigstosses, dann den Ruf an den Hornung und anschließend den Ruf an die Katzen vor. Die Katzen kamen aus der Dunkelheit und führten ihren Katzentanz nun zum ersten Mal in der Öffentlichkeit vor, jedoch damals noch um das Feuer herum.

Ein paar Jahre später wurde der Auftritt der Katzen am Höhenfeuer noch folgendermaßen bereichert: 
Auf den Ruf an den Hornung, dem entzünden des Feuers und dann dem Ruf an die Katzen, kommen dieselben aus der dunklen Nacht hervor und nähern sich dem Feuer. Dabei müssen sie aber vorher noch 6, auf Stangen angebrachten Sinnzeichen-Tafeln umtanzen, wobei die Hardter Musikkapelle einen Marsch spielt.




Die Zeremonie am Höhenfeuer hatte dann den folgenden Verlauf:
1. Aufmarsch des Katzenrates
2. Feuerwerk mit Raketen
3. Katzenmarsch
4. Ruf an den Hornung
5. Entzünden des Höhenfeuers
6. Ruf an die Katzen
7. Aufmarsch der Katzen mit Tanz um die Symbolzeichen
8. Katzentanz
9. Begrüßung des Publikums
10. Fackelzug durch die Dorfmitte



"So war es das erste Mal und so ist es bis heute geblieben!"

Zitat von Max Broghammer


Ruf an den Hornung

Der Zunftmeister verliest den Ruf an die Hornung, bevor er mit einer Fackel das Höhenfeuer entzündet:

Ich rufe dich, langersehnter Hornung,
größter aller Monate!
Du unsere Hoffnung des ganzen Jahres!
Ich rufe dich im Namen aller Katzen:
Steige herauf aus der Unendlichkeit,
in die Gegenwart!
___________________________
Nun zünd ich an den Feuerbrand
Zu deinem Empfange
__________________________
Steig Flamme empor, brenne und lodere,
leuchte ins Land hinein und verkündige
die Ankunft des Hornung,
im Jahre des Heils 20??



Ruf an die Katzen

Die Katzen halten sich zunächst versteckt, bis der folgende Ruf an sie ergeht und sie sich aus der Deckung hervorschleichen:

Was raunt und schleicht dort in der Nacht
auf Gassen und auf Straßen,
was drängt und regt sich dort mit Macht,
so heimlich sondermaßen;
ganz leise erst, fast kaum zu hören,
hebt an ein sonderbarer Chor;
die Rufe sich dann immer mehren,
miau, miau klingts an mein Ohr;
Ja angebrochen ist die Zeit,
die hohe Zeit der Katzen,
der Rolle um die Kätzin freit,
mit Beißen und mit Kratzen.
Nun kommt hervor, hervor ans Licht,
ihr Katzen zur lodernden Flamme,
kommt schnell herbei, säumt länger nicht,
zu feiern bei frohem Sange.
Das Fest beginnt, juchei juchei,
zünd alle Fackeln an
und jetzo dann die Losung sei
den Katzen freie Bahn.


Die Sinneszeichen

Diese Sinnzeichen um den die Katzen tanzen, wurde aus der Mythologie alter germanischer Völker übernommen und bedeuten folgendes:


Erläuterung der Zeremonie:

Die Katzen müssen also aus der Nacht kommend, zuerst die mehr erdbezogenen, dunkleren Sinnzeichen, wie Erdgeist, Hexenbesen und Spinne passieren, ehe sie weiter im Hüpfschritt zum Glückszeichen Rad und dann zum Zeichen Herz und Sonne kommen, um anschließend am Licht des Höhenfeuers ihren eigentlichen Katzentanz auszuführen.


Fackelumzug und Katzenschlag

Im Anschluss an den Ablauf von Zeremonien und Handlungen führte ein Fackelumzug durch die Dorfmitte in den „Grünen Baum“, wo der erste und alljährlich wiederkehrende Katzenschlag vorgenommen wurde.
Mit einer brennenden Fackel vom Höhenfeuer wurde im Festsaal, zwei vor der Stirnwand aufgestellte Pylonen (Lichtsäulen), auf welchen oben eine mit Wachs gefüllte Schale war, angezündet. Zwischen den beiden Lichtsäulen war auf einem Podium ein Tisch mit konischen Vorder- und Seitenteilen aufgestellt, hinter dem der Zunftmeister, flankiert von den Katzenräten, die Katzenschlag-Zeremonie vornahm. Dabei ermahnte er die Katzen als zünftige, närrische, ehrliche und anständige Katzen durch die Fasnetszeit zu gehen.
Das Ganze spielte sich, umrahmt von Marschmusik der Hardter Blasmusik, im stark abgedunkelten Saal ab, so dass in der Hauptsache nur die beiden Lichtsäulen vor dem Tisch des Zunftmeisters ihr flackerndes Licht spendeten.

Die Fackeln und Wachsschalen mussten nach einigen Jahren weichen, da in der Hardter Festhalle kein offenes Licht mehr brennen durfte. Als Ersatz behalf man sich zuerst mit elektrischen Flackerbirnen, bevor kleinere Kerzenleuchter auf dem Podiumstisch an deren statt aufgestellt wurden. Lichtträger, Podium und Tisch wurden dann in schwarzer Farbe gestaltet und auf der Vorderfront des Tisches wurden in Silberton gehaltene Fruchtbarkeits-Sinnzeichen und Lebensbaum angebracht.